Hey!

Moodboard, das ist doch diese Pinnwand, wo man seine Inspirationen drauf pinnt und das dann für eine bestimmte Projektlaufzeit an die Schreibtischwand klebt. Man schaut es jeden Tag an und erinnert sich an die Aufgabe. Zumindest war es anfänglich in meinem Studium so. Aber stopp, stopp, stopp! Jetzt mal von vorne. Wie du dein Moodboard rockst, warum du es unbedingt brauchst und was es zu beachten gilt, zeige ich dir hier.

Basics, die du wissen musst

Klären wir zunächst die Basics. Ein Moodboard ist, wie der Name schon sagt, eine Pinnwand, Plakat oder ähnliches, worauf du deinen persönlichen Eindruck zu einem Arbeitsthema festhältst. Gerade in der Anfangsphase, wenn du frisch auf Jagd nach tollen Ideen bist, gleicht es eher einem Sammelsurium an Bildern, Farben und je nach Branche z.B. Stoffproben, Typografieschnipseln, Maßangaben usw. Nichts muss, alles kann.

Ziel des Moodboards ist es, eine visuelle Schnittstelle von deinen Ideen und Gedanken zu erstellen. Es fungiert primär als Kommunikationsmittel zu dir selbst, deinen Auftraggebern, Professoren usw. Es hilft dir, deine Gedanken zu ordnen und auch schwer benennbare Faktoren, wie Gerüche oder haptische Merkmale nonverbal darzustellen. Denn wie bekannt ist, sagen Bilder manchmal mehr als tausend Worte.

Noch einmal zum Mitschreiben: das Moodboard (mood = engl. für Stimmung) konzentriert sich auf die Wiedergabe von Empfindungen und Gefühlen, die du zu einem bestimmten Thema hast. Neben Fotos, kann man Materialien verwenden, die z.B. Geräusche verursachen und knistern (Luftpolsterfolie, Bonbonpapier), glänzen (Metall, Folien), sich weich anfassen (Teddyfell, andere Gewebe, Strick) oder sogar riechen (echtes Leder, mit Parfum besprühte Stoffstücken). Der Fantasie sind wirklich keine Grenzen gesetzt, vorausgesetzt es passt zum Thema. Manchmal bekommt man auch vorgefertigte Moodboards vom Auftraggeber. Diese zeigen unter anderem Farbthemen und Materialproben, die eine neue Kollektion repräsentieren sollen oder die Corporate Identity des Unternehmens widerspiegeln.

Aller Anfang ist chaotisch

So ist es zumindest bei mir. Es stellt sich die Frage, wie man effektiv ein Moodboard erstellen kann. Es gibt mehere Herangehensweisen und jeder findet über die Zeit seine persönliche. Aber hier ein paar Vorschläge:

Der Auftrag in Textform

Wenn du einen Auftrag in Textform bekommst, liegt es nahe, dir die Schlüsselwörter heraus zu schreiben und zu jedem Assoziationen zu finden. Kleiner Tipp: Gestalte diese erste Phase spielerisch und mache dir keinen Druck, gleich auf Anhieb perfekte Ergebnisse zu erzielen. Wie wäre es mit „Ich packe meinen Koffer und nehme mit…“

Beispiel zum Schlüsselwort ‚Zukunftstechnologie‘: Ich packe meinen Koffer und nehme mit – Alufolie, USB- Stick, Computer, Sonnenbrille, meinen Roboter, Staubsauger, metallfarbene Acrylfarbe, Zahnräder, Flipflop-Autolack, wärme-isolierende Winterjacke… Trau dich zu spinnen, d.h. lass es laufen und zwar möglichst wertungsfrei. Es sieht keiner, es ist nur für dich. Denn auch die absurdesten Gedanken können später eine interessante Rolle spielen.

Vorgegebene Designelemente

Du hast von Anfang an Farben, Formen oder bestimmte Materialien vorgegeben? Super, dann kann die Recherche sofort starten. Erstmal den halben Tag auf Pinterest verbringen und wie verrückt pinnen, bis dein Kopf und der PC qualmt? Klingt nicht sehr effektiv oder? Verstehe mich nicht falsch, ich liebe Pinterest und pinne täglich Sachen, die mir gefallen. Für eine erste Klärung der Sachlage ist das auch total legitim. (Vielleicht teilst du sogar eine Pinnwand mit deinem Auftraggeber?)

Bedenke aber, das dein Gehirn schnell abschaltet, wenn es die immer gleichen bunten Bildchen sortieren soll. Du überforderst dich und wirst müde. Das ist ineffektiv und die Rechercheausbeute ist sehr platt und eindimensional. Durchforste statt dessen eine Bibliothek. Dort findest du Inspirationen aus verlässlichen Quellen. Ich habe mir angewöhnt, nach einer kurzen Pinnaktion meine Wohnung nach allem Brauchbarem zu durchsuchen. Am liebsten jage ich nach Farbe. Geschirr, Stifte, Klamotten, CDs, Nähzubehör und Stoffreste, alte Collagen und Farbkärtchen aus dem Studium, alles. Ich schmeiße alles auf einen großen Haufen und fotografiere ihn.

Warum ist das Moodboard so wichtig?

Es zeigt deine Fähigkeit ein Thema von vielen Blickpunkten aus zu betrachten und Prioritäten zu setzten. Es verrät neben deiner gestalterischen Handschrift auch, wie gut du dich auf deine Aufgabe einlassen kannst. Kurz: Du präsentierst deinen Standpunkt. Wer sich Mühe bei der Erstellung eines Moodboards gibt, sollte also nicht nur Bilder auf dem Desktop sammeln, sondern sich lieber manuell ein Board zusammenschustern. Letztendlich vermittelt es deine Gründlichkeit und Reife als Gestalter. Außerdem schätzt der Auftraggeber daran deine Professionalität ab, ob du um die Ecke denken kannst und eventuell auch in Zukunft ein Kooperationspartner sein wirst.

Falls du noch visuelle Unterstützung brauchst, ich habe Hier ein paar Beispiele für dich zusammengestellt.

7 Tipps für ein gelungenes Moodboard

Jetzt weißt du, wie man anfängt und welchen Sinn das Ganze macht. Hier nun ein paar Tipps, damit hast du den Dreh schnell heraus:

# Zeit lassen

Du musst dein Moodboard Übermorgen vorstellen? Vergiss es, das kann nur schief gehen. Das Konzipieren deiner „Stimmungstafel“ gliedert sich in mehrere Arbeitsschritte. Nach der ersten groben Recherche, wird sortiert, weggelegt und wieder neu zusammengewürfelt. Dein Kopf braucht eine gewisse Inkubationszeit zur Entwicklung einer Leitidee.

Die schnellen Bildchen aus dem Internet verleiten einen manchmal dazu, überhastet abzuspeichern und auszudrucken. (Ich weiß wovon ich rede, das hab ich im Studium oftmals auch getan.) Nehme dir ein paar Tage, schaue dann noch einmal kritisch deine Fundstücke an und finde zu den wichtigsten Ergebnissen neue Assoziationen. Wenn dein Geist einmal sensibilisiert ist, wirst du schnell merken, dass du plötzlich überall passende Puzzlestücke findest. Sei es in einer Fernsehdoku am Abend oder in einem Schaufenster beim Shoppen gehen. Also lasse dir Zeit und Raum, die Inspiration wirken zu lassen.

#Prioritäten setzen, Qualität geht vor Quantität

Nun kommen wir gleich zum nächsten Punkt. Setzte Prioritäten. Sei es ein bestimmtes Farbschema, eine Technik, die du verwenden möchtest oder ein Material. Suche nicht nach rosa Elefanten, wenn das Thema Schwarz/Weiß lautet. Eine gute Idee ist es beim Sortieren mehrere Häufen zu sammeln. Später solltest du nur ein Moodboard in einer bestimmten Abmessung anfertigen. Es muss auch kein riesiges Board sein, denn selektierte Ergebnisse zeugen von der Qualität deines Auswahlvermögens.

# Benutze all deine Sinne

Du hast verschiedene Violetttöne auf deinem Board und kannst dich nicht entscheiden? Gehe Spazieren, am besten in der Natur. Dir werden die Kleeblüten, der Lavendelstrauch oder die pastellvioletten Haare deiner Nachbarin auffallen. Bis auf die Haare deiner Nachbarin kannst du alles sammeln. Rieche den Lavendel und studiere die Form des Klees.

Vielleicht suchst du nach Strukturen für Tapete, bedruckte Textilien, eine Papierprägung? Ab nach draußen, mit der Frottage- Technik reibst du dir die besten Strukturen aufs Blatt, rostiges Metall, Baumrinde und Co kannst du super fotografieren. Und falls du nach dem schönsten Pastellton für den Sommer Ausschau hältst, geh ins Eis­ca­fé und besorge dir eine Kugel. Wetten auf deinem Moodboard „schmeckt“ dir danach die Farbe?

# Sammle und inspiriere dich, aber kopiere nicht

Das weißt du bestimmt schon selber, aber es ist so einfach zu ignorieren. Bitte sammle was das Zeug hält, aber kopiere nicht anderer Leute Stil. Es macht dich am Ende auch nicht glücklich. Außerdem möchtest du doch selbst wahrgenommen werden, mit deinem gestalterischen Talent und nicht von anderen hören, dass das der Trend XY aus dem Taka- Tuka- Land ist. Außerdem entwickelt sich deine Handschrift über die Zeit wie von selbst. Darauf kannst du vertrauen. Wie alles, ist auch das Moodboarderstellen eine Übungssache.

# Setze ein Limit und gliedere sinnvoll

Limits geben deiner Arbeit Struktur. Setzte dir eine realistische Deadline und breche die einzelnen Aufgaben auf Tage herunter. Eine weitere Begrenzung ist, wie oben erwähnt, die Größe des Moodboards. Zusammengehörige Elemente werden im letzten Schritt klarer definiert, der „Stoff“ komprimiert. Außerdem spielt die Anordnung der Bestandteile eine große Rolle. Welches Bild ist zentral von Bedeutung und am größten? Betrachte das Moodboard als Ganzes wie ein Gemälde. Hänge es dafür an die Wand und gehe ein paar Schritte zurück. Sind alle Bereiche ausgespannt? Gibt es gute Kontraste oder braucht es mehr Harmonie?

# Kommuniziere selbstbewusst

Dein Moodboard ist dein ganzer Stolz und du hast einige Zeit mit der Erstellung verbracht? Super, denn jetzt kommt der spannendste Schritt: Das Präsentieren. Jetzt wird abgerechnet. Kannst du alles schlüssig erklären und in den Köpfen der anderen ein spannendes Szenario entfachen? Um nicht zu sehr nervös zu wirken und dadurch meine Arbeit zu verfälschen, stelle ich mir vor, den Leuten eine Geschichte zu erzählen, die möglichst spannend ist und ein gutes Ende hat. Hat bisher meistens geklappt. Du hast dich sehr lange damit befasst, also habe keine Angst etwas zu vergessen. Durch die selbstbewusste Präsentation bekommst du Anerkennung und kannst mit deinen unorthodoxen Methoden punkten.

# Habe Spaß daran

Eigentlich selbstredend, aber nicht zu Letzt solltest du Spaß daran haben, ein Moodboard zu erstellen. Vielleicht kannst du es als Hobby betrachten? Denn um wirklich alle Ebenen einer Aufgabe zu durchleuchten und anderen eine möglichst vollständige Geschichte zu präsentieren, musst du Lust aufs Sammeln und Sortieren haben. Wenn dir Zeichnen nicht liegt, gehe in die Bibliothek. Wenn du mit einem Bücherhaufen nichts anfangen kannst, gehe raus Spazieren und fotografiere ein paar Kleinigkeiten. Mach dir das Erstellen des Boards so angenehm wie möglich, dann wird auch das Ergebnis auf deiner Seite sein.

Jetzt habt ihr einen Einblick zum Thema Moodboard bekommen. Wie geht ihr vor, vom Wort zum Bild oder umgekehrt? Sammelt ihr wie ich als erstes nach Farbe? Lasst gerne einen Kommentar hier, ich bin gespannt auf eure Meinung!

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal,

eure Ms.Hey!

4 Antworten

  1. Hallo Mareen!

    Ich heiße Julia, bin über Instagram auf deinen Blog gestoßen und wollte dir nur sagen, ich finde deine Themen sehr toll gewählt! Ich bin selber gelernte Textildesignerin und habe schon beim Lesen total Lust bekommen, wieder mehr “moods“ zu recherchieren und zu sammeln und die Fantasie spinnen zu lassen!

    Ich werde sicher gerne auf deiner Seite weiterstöbern 😉
    Lieben Gruß aus Wien! Julia

    1. Hey Julia,
      vielen Dank für deinen tollen Kommentar!
      Das freut mich sehr, Lob von „Kollegen“ zu bekommen ist sehr wertvoll und natürlich, dass ich dich zum Gestalten inspirieren konnte, ist großartig! Genau das möchte ich mit meinen Beiträgen bewirken…
      Ich freue mich, wenn du wieder vorbei schaust!
      Ganz liebe Grüße aus dem Erzgebirge nach Wien!
      Ms.Hey

  2. Hallo,
    mein Name ist Christa. Da mein Hobby Nähen , basteln… ist/war, hat sich einiges bei mir angesammelt.
    Mein Mann hatte vor 30 Jahren in einer Textilfirma gearbeitet, von dort hatte er verschiedene Sachen bekommen.
    Ich habe vermutlich nennt man es Woodboards, Strickmuster auf Kartons mit wunderschönen Zeichnungen daneben gefunden. Da ich keine Verwendung dafür habe, würde ich sie abgeben. Vielleicht haben Sie Interesse daran. Leider weiß ich nicht wie ich Ihnen Bilder zukommen lassen kann.
    Mit freundlichem Gruß Christa

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